Appell gegen Ausgrenzung und Antisemitismus beim Neujahrsempfang

14. Februar 2019

Die SPD Lechhausen bezieht immer Stellung. Bei ihren Neujahrsempfängen folgt sie nicht den üblichen politischen Ritualen, sondern lädt Redner ein, die andere Aspekte als den gängigen Politikbetrieb in den Mittelpunkt stellen. In diesem Jahr hatte sie dazu die Leiterin des Jüdischen Museums Augsburg-Schwaben, Dr. Barbara Staudinger eingeladen.

Dass sie das auch sonst tut, zeigte sich auch im kurzen Bericht der Vorsitzeden Angelika Lonnemann, die auf die starken Akzente hinwies, die die SPD in Lechhausen zum Beispiel im kulturellen Bereich setzt. Der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Rathaus Florian Freund plädierte in seinem Grußwort für soziales Miteinander und klare Abgrenzung gegen extremistische Positionen.

Am Tag des Gedenkens an die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Ausschwitz durch die sowjetische Armee am 27. Januar 1945 zeichnete Staudinger, neben ihrer Tätigkeit jetzt in Augsburg auch vielfältig anderweitig – unter anderem in der Neukonzeption einer Ausstellung in Auschwitz – engagiert, ein ziemlich pessimistisches Bild von der Entwicklung in Deutschland. Vor rund 50 Besuchern aus der SPD und den Stadtteil beschrieb sie ihre Gefühle, die von einer anfänglichen sehr positiven Einstellung zur Erinnerungskultur in Deutschland mittlerweile wieder einer größeren Skepsis gewichen ist. Ausgerechnet das sogenannte Sommermärchen bei der Fußballweltmeisterschaft 2006, in Deutschland als Beispiel eines „positiven Nationalismus“ beschrieben, ist für sie der Beginn eines erwachsenden neuen Nationalismus der Ab- und Ausgrenzung. So seien „Wir – Ihr“ wieder Denkweisen, die in Alltag immer stärker werde würden. Die Ablehnung von Fremden, der wiedererwachende Antisemitismus und die immer weiter um sich greifende Umdeutung des Opferbegriffs („Österreich war kein Opfer Hitlers!“) seien Zeichen für eine Veränderung der Gesellschaft. Der Einzug der AfD in die Parlamente sei nur ein Zeichen dieser Veränderung. Staudinger erinnerte daran, dass nach dem zweiten Weltkrieg das „Nie Wieder!“ die gemeinsame Haltung und Einstellung war. Massaker an vielen Orten der Welt und die Verfolgung Andersdenkender und -gläubiger in der Welt habe in der Zwischenzeit immer stärker zugenommen. Deshalb ist es für sie notwendig immer wieder der Opfer des Holocausts zu gedenken und Verantwortung dafür zu übernehmen Gerade die SPD habe dafür eine große Mitverantwortung, weil auch viele Sozialdemokraten von den Nazis verfolgt und umgebracht worden waren. „Erinnern und Verantwortung“ jetzt, wo langsam die letzten Überlebenden des Holocausts und anderer Nazi-Verbrechen sterben, würden wichtige Aufgaben. Viel Aufmerksamkeit und auch Nachdenklichkeit waren zu spüren, etwas was die Empfänge der SPD Lechhausen immer wieder ausmacht. (Autor: Hans Blöchl, Stadtzeitung)

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