Der Migrant in Augsburg ist sichtbar und unsichtbar zugleich

01. November 2012

Sichtbar sind die Auffälligen: Burka tragende Frauen, bärtige Salafisten oder daher brüllende irokesenschnitt tragende Buben. Ihre Zahl ist deutlich in der Minderheit, aber sie bestimmen die Debatten, wenn es um Integration oder Desintegration geht. Unsichtbar sind die Anderen: Der syrische Arzt in der Innenstadt, der Geschäftsmann in Lechhausen, der Richter in Aichach, Anwälte in Augsburg, die fleißigen Arbeiter, und die tüchtigen Dienstleister. Sie gehen in der Debatte unter, denn sie sind integriert, aber deutlich in der Mehrheit. Aber diese Biografien hervorzuheben, würde das Bild des „in die Köpfe eingehämmerten Migranten“ nicht gerecht.

Kennen Sie Ali, den Dönerverkäufer, der zum Fabrikanten wurde und zwei Dutzend Familienmitgliedern Arbeit verschaffen hat. Oder die schüchterne Nachbarstochter, die von der Schulkonferenz eine Empfehlung für die Förderschule erhielt und später in Ulm ihr Medizinstudium mit Bravour absolvierte? Kennen Sie nicht? Dann kennen Sie aber den jungen Mann um die Ecke, der nahezu perfekt Deutsch spricht und den Sie immer wieder mit der Floskel „Sie sprechen aber gut Deutsch!“ loben? – Es gehört zum Alltag in unserem Land sich einen Lieblingstürken eine der ein Prototyp für einen nicht integrierten Menschen abgibt und der als Beweis für eine misslungene Integration hergenommen wird. Drehen sie den Spiegel auf den Kopf. Sprechen sie doch einmal jemanden an, der zur Mehrheit der Migranten gehört, z.B. gleich den Nachbarn(-in) gegenüber. Trauen Sie sich, die Menschen reagieren meist freundlich auf Menschen, die auf sie zugehen. Laden Sie ihn oder sie auf eine Tasse Kaffee ein. Im Orient gibt es das Sprichwort: Eine Tasse Kaffee wird auch nach 40 Jahren nicht vergessen. Bei zwei Tassen Kaffee haben sie gleich eine Freundschaft für das ganze Leben oder auch darüber hinaus.

Hüseyin Yalcin - Stellv. Vorsitzender SPD - Lechhausen

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