Ortsverein richtet wieder den Kunstpreis aus
Unser Stadtteil Lechhausen zeichnet sich nicht gerade durch ein besonderes kulturelles Angebot aus. Es gibt kein Theater, kein Museum, keine Buchhandlung im größten Augsburger Stadtteil.
Wir vom SPD – Ortsverein wollen das seit längerem ändern und tun etwas dafür. Seit acht Jahren gibt es die Kultur am Lagerfeuer, vor vier Jahren haben wir zum ersten Mal den Lechhauser Kunstpreis aus der Taufe gehoben.
Jetzt beeindruckte der Kunstpreis zum 4. Male in der Projektschmiede durch seine große Vielfalt von Exponaten. Fast 20 Künstlerinnen und Künstler hatten Arbeiten eingereicht, zusätzlich beeindruckten 5 Bilder, in denen Flüchtlinge ihre Traumata und Träume darstellten, die Besucher der Ausstellung in der Projektschmiede.
Aus diesen kleinen Gemälden, von Amateuren gemalt, erschloss sich für viele Besucher eine Ahnung über das Leben, die Erfahrungen und die Erwartungen, die die Menschen in ihrer Heimat und auf der Flucht aber auch hier in Deutschland zu verarbeiten haben.
Das Jurymitglied Gabriele Thoma führte in ihrer Laudatio dazu aus: „Dr. Elsen und ich sind lange und fast bestürzt vor den Bildern der Flüchtlinge am Eingang gestanden. Dieses fast klischeehafte Darstellen von Frieden und heiler Welt war sehr berührend. Das Bild von Jarmila Azizi, für Kinder auf dem Weg nach Deutschland, erhielt dafür einen Sonderpreis, es lag in der Publikumswertung nur 1 Punkt hinter dem 3. Platz.
Zum ersten Male wurde neben dem Jury- und dem Publikumspreis ein gesonderter Preis für Skulpturen vergeben, den der Verein „Lechhausen 2013“ übernommen hatte. Fast 200 Kunstinteressierte aus Lechhausen hatten die Werke besichtigt und ihre Stimme für die Publikumspreise abgegeben. Die Jury, Dr. Thomas Elsen, der Leiter des H2-Zentrums für zeitgenössische Kunst der städtischen Kunstsammlungen Augsburg und die kulturpolitische Sprecherin der SPD – Stadtratsfraktion, Gabriele Thoma, hatte nach eingehender Würdigung ihr Votum abgegeben.
Spannend war es in der vollen Projektschmiede, als Lechhausens SPD – Chef Husseyin Yalcin zusammen mit Schirmherrin MdB Ulrike Bahr und Peter Fischer vom Verein Lechhausen 2013 die Preise übergab. Auch die mit 105 Jahren älteste Bürgerin Lechhausens, Anna Lang, freute sich mit den Preisträgerinnen und Preisträgern.
Bisher noch nie dagewesen war es, dass Mutter und Tochter die ersten Preise gewannen. Ursula Roll erhielt den 1. Jurypreis für ihr Gemälde „Symphonie“, ihre Tochter Nikola errang den Sieg im Skulpturenwettbewerb mit ihrem Werk „Laokoon“. Die Überraschung war beiden Künstlerinnen ins Gesicht geschrieben.
Die Jury begründete ihre Voten auszugsweise wie folgt: Ursula Roll hat mit ihrem Bild „Symphonie“ Musik auf die Leinwand gebracht, leicht, schwebend, abstrakt. Aber es ist Musik, verdichtet auf Farbe und Struktur, und trotzdem fast hörbar. Also die Strömungen eine Symphonie über „Drei Sätze“ sichtbar gemacht wie ein lebendiges Objekt, das sich zu bewegen scheint. Es wirkt nicht aufgesetzt - um des schönen Effektes willen - es wurde tatsächlich eine Symphonie umgesetzt mit den Möglichkeiten von Farbe, Energie und Herzblut. Das Werk traf auf eine begeisterte Jury“
Und für die ja weltberühmte Replik der „Laokoon – Gruppe“ ihrer Tochter urteilte die Jury: „Der 1. Preis für die Skulpturen geht Nikola Roll. Ihr Werk „ Laokoon – Gruppe“ ist für uns eine enorm stilsichere Darstellung eines Prozesses, der in einer konsequenten Umsetzung zu ganz klaren Formen geführt hat. Die Jury hat die Präsentation mit den Zeichnungen als Gesamtkunstwerk verstanden, das komplett durchgearbeitet wurde und mehr ist als nur Werkzeichnungen und ein Ergebnis..Begeisterung pur.“
Das Publikum hatte andere Prioritäten gesetzt. Ingrid Eckert mit ihrem Bild der Wüste „Atacama“ traf den Geschmack des Publikums am Besten. Auch ein Novum beim Kunstpreis war, dass zwei Kunstschaffende in zwei Kategorien als Preisträger zum Zuge kamen. Helmut Lehner erhielt für seine Specksteinarbeit „der Schuh“ den 3. Preis im Skulpturenwettbewerb, mit seinem Bild „Zwiespalt““ wählte in das Publikum auf den 2. Platz.
Brigitte Meisinger, auch eine der Initiatorinnen des Kunstpreises, für erhielt mit unterschiedlichen Bildern von der Jury den 3. Preis für „Transformationen“ und vom Publikum den 2, Platz mit „Tigernebel“. Hausherr Gerd Sommerer hatte sich zum ersten Male am Kunstpreis beteiligt, auf Anhieb gewann er mit seiner Skulptur „Diener zweier Herren“ den 2. Preis. Und nicht zuletzt erhielt Manuela Bertele mit ihrem einfachen, aber beeindruckenden Bild „Cafe modern“ den 2. Jurypreis, weil diese das „sehr feine Kabinettstück, das sehr zurückhaltend und in zarten Tönen, das wesentliche eines Blickes in ein Cafe herausstellt und teilweise nur mit Andeutungen eine Atmosphäre wieder gibt. Man kann den Kaffee förmlich riechen!“ würdigte.
Ein gelungener Kunstpreis mit hervorragenden Preisträgern wartet auf sein kleines fünftes Jubiläum im kommenden Jahr. Das Lechhauser Publikum darf sich freuen. In Zusammenarbeit mit der Aktionsgemeinschaft Lechhausen wird daran gearbeitet, die Werke der Preisträger rund um den Marktsonntag in unterschiedlichen Firmen in Lechhausen zu präsentieren. Sobald bekannt ist wo die einzelnen Werke zu sehen sein werden, werden wir berichten.