Leidenschaftlich, klar und engagiert - die mit 106 Jahren älteste Bürgerin Lechhausens und zweitälteste Frau Augsburgs war nicht als Zuhörerein bei der neunten Ausgabe der "Kultur am Lagerfeuer" der Lechhauser SPD in der Projektschmiede dabei. Sie trat auf und verzauberte ihre Zuhörer. Ihr Charme schuf ein Flair von Frieden und Humanität.
Mit dem Mundartgedicht "Der Schmied von Schmiechen" stellte sie manchen Besucher zwar vor Verständnisschwierigkeiten. Ihr Aufruf zu Toleranz und Mitmenschlichkeit wurde aber von allen verstanden und war beeindruckend und berührend. Ein wirkliches Vorbild!
Gerhard Siegl, seit neun Jahren Begleiter von Moderator Hans Blöchl beim "Lagerfeuer" hatte in diesem Jahr viele bewegende Interpretationen deutscher und bayerischer Lieder im Programm. Blöchl selbst stellte Oskar Maria Graf in den Mittelpunkt seiner Lesungen. Der Aufruf Grafs "Verbrennt mich", aus dem Exil in Wien, mit dem er sich nicht von den Nazis vereinnahmen lassen wollte, hatte durchaus auch aktuelle Bezüge. Die erotischen Geschichten aus dem Bayerischen Decameron waren deftig und zum Schmunzeln. Menschliches war dem „Provinzschriftsteller“, wie er sich selbst nannte, nicht fremd. Die Postkartenkrimis von Angelika Lonnemann, Unikate in Deutschland, haben mittlerweile ihre kleine Fangemeinde. Günther Zerbe mit selbst geschriebenen Gedichten und Geschichten überzeugte genauso wie Claudia Zerbe mit ihren Erzählungen von Hermann Hesse. Leider war die Besucherzahl dem anspruchsvollen Programm nicht ganz angemessen – wegen einer Demonstration selbsternannter „Retter des Abendlandes“, hatten viele angekündigte Mitwirkende sich entschieden, gegen diese Auswüchse von Intoleranz und Menschenfeindlichkeit zu protestieren. Ganz im Sinne von Anna Lang und Oskar Maria Graf!