Vom 04.09.2022 - 02.10.2022 feierte die SPD Lechhausen ihr 150-jähriges Jubiläum. Hier ist unser Rückblick!
Vor knapp einem Jahr, am 8. November 2021, erreichte uns die Nachricht, dass der Genosse Gerhard Götz sein privates Archiv auflösen möchte. Seine umfangreiche Sammlung historischen Materials übergab er an unseren Ortsverein. Zu diesem Zeitpunkt war die SPD Lechhausen bereits 150 Jahre alt.
Gegründet hatte sich die erste permanente sozialdemokratische Organisation in Lechhausen mit dem Arbeiterverein „Vorwärts“ am 27. August 1871. Doch unsere Geschichte verfolgt keinen Selbstzweck, wie es manchmal auf der Mikroebene der Zeit den Eindruck macht. Sie ist zugleich Rückblick und Auftrag, Anfang, Fortschritt und Vorwärts.
Was wir in den Unterlagen fanden machte Mut auf mehr. Umfangreich lag die Geschichte der Lechhauser Sozialdemokratie im halbdunkel vor uns ausgebreitet. Auf der Oberbayerischen Seite des Lechs gelegen, und doch in direkter Verbindung zu Augsburg, strahlte aus Lechhausen das Leuchtfeuer der Solidarität bis weit hinein in den Norden und Westen Oberbayerns. Man vertrat die Arbeiterschaft mit eigenen Kandidaten, hielt Veranstaltungen zum geselligen Miteinander als auch zur geselligen Bildung ab, gründete Vereine für Sport und Freizeit, und Gewerkschaften für Arbeit und Gerechtigkeit. Bis 1914 wandelte der Sozialdemokratische Verein Lechhausen zur „roten Hochburg“, zählte 900 Mitglieder sowie Sektionen in Friedberg, Hochzoll, Siebenbrunn, Mering und Schrobenhausen.
Das Ende der eigenständigen Lechhauser Sozialdemokratie fällt zwischen die Jahre 1919/20. Der erste Weltkrieg hatte die Mitgliederzahl rapide abfallen lassen. In der Folge wurden mit der Weimarer Republik auch die meisten Sektionen neu gegründet, und die Lechhauser ordneten sich in das Gefüge der Augsburger Sozialdemokratie ein. Angestachelt durch dieses neue Alte zogen wir durch die Archive der Umgebung, entdeckten überraschendes und bekanntes, kurioses und bedrückendes. Wir entschieden uns, unsere Funde der Öffentlichkeit nicht vorzuenthalten und ersannen die Idee eines Jubiläumsmonats, begleitet von einer Ausstellung und einem vielfältigen Programm.
Schnell konnten wir uns mit Gerd Sommerer einigen, sodass der Ort bereits nach kurzer Zeit feststand. Auch das Programm wuchs schnell an auf 14 Veranstaltungen. Es war schön zu sehen, wie viel Bereitschaft uns von Seiten unserer Unterstützerinnen und Unterstützer, von welchen wir, neben dem Genossen Gerhard Götz, besonders Ernst Höntze vom TIM herausheben möchten, als auch von Seiten unseren Referentinnen und Referenten entgegenschlug. Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen, die mitgeholfen haben, dieses Jubiläum so würdig und erfolgreich zu begehen.
Zu Zeiten der Terrorherrschaft stieß man in Lechhausen auf Widerstand als auch auf Mitläufertum. Doch verloren im Braun hatte sich die Sozialdemokratie in Lechhausen nicht. Zum Wiederaufbau erbauten auch die Genossinnen und Genossen ihr politisches Fundament neu. In Lechhausen konnte man immer auf eine stolze Reihe besonerer Persönlichkeiten zurückblicken, die die Säulen der Sozialdemokratie vor Ort stellten. Ob nun Albert Lichtensteiger oder Johann Braun, ob nun Richard Kohlberger oder Willi Egger, ob nun Uschi Winter und Erwin Mayr, ob nun Sieglinde Wiesniewski oder Hans Blöchl – sie alle erzählten und erzählen ihre Geschichte, stellvertretend für all die namenlosen Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten, deren Worte bereits verstummt sind.
Wir öffneten die die Ausstellung am 04.09.2022, und schlossen Sie heute, am 02.10.2022. 150 Jahre in 29 Tagen. 25 Tage geöffnet und 0 Ausfälle, 14 Veranstaltungen und im Schnitt 20 Besucher, 500 Festschriften mit 165 Seiten, 63 Mitglieder und 100% Engagement. So lautet unsere Bilanz.
Nun geht es weiter, vorwärts. Denn, um es nach den Worten Willi Brandts zu sagen: "Ein sozialdemokratischer Ortsverein, der 150 Jahre besteht, darf mit berechtigtem Stolz aus seiner geschichtlichen Tradition nach vorne blicken."