„Lechhausen hat Tradition, Lechhausen lebt Integration vor und man kann hier wirklich gut leben“, so die Vorsitzende der SPD Lechhausen, Angelika Lonnemann. „Aber Lechhausen hat auch das größte Gewerbegebiet von Schwaben, darin die höchste Konzentration von Bordellen in ganz Deutschland und den mutmaßlich meisten Durchgangsverkehr mit vier großen Straßen, die den Stadtteil zerschneiden und auf denen tausende von Autos ihre Abgase bei uns lassen. Daher lehnt die SPD Lechhausen das geplante Gewerbegebiet zwischen der Derchinger und der Südtiroler Straße in seiner bisherigen Planung ab.“
Bei einem Vor-Ort-Termin schauten sich Mitglieder des Ortsvereins dort um, wo die Stadt Augsburg mit rund 100 Hektar ein weiteres Gewerbegebiet plant. Aktuell befinden sich Getreidefelder, Kleingärten und zum Teil sogar Wohnhäuser („wilde Siedlung“) dort. „Lechhausen und seine Bürger wurden bisher bei städtischen Planungen nicht verwöhnt. Es wäre das falsche Signal, wenn bei uns jetzt noch mehr Flächen versiegelt und noch mehr Durchgangsverkehr produziert werden“, so Stadträtin Sieglinde Wisniewski. Zwar würden in dem neuen Gewerbegebiet auch neue Arbeitsplätze geschaffen, was grundsätzlich zu begrüßen wäre, aber die vorhergesagten Zahlen von rund 2.000 neu geschaffenen Arbeitsplätzen stünden nicht im Verhältnis zu den Nachteilen, die ein neues Gewerbegebiet für den Stadtteil bringen würden, so die Vorsitzende Lonnemann. Bedenken hat die SPD Lechhausen auch wegen des hohen Grundwasserstands, wegen der Gefahr durch arsenhaltige Böden und wegen der Verdichtung eines Gebietes, das im Moment keine Belastungen produziert. „Rund um diesen Bereich ist schon so viel Fläche verbraucht und mit Asphalt versiegelt, dass es hier im Sommer zu Hitzestauentwicklung kommen würde, die die Gesundheit der Anwohner belastet“, so Wisniewski. Der stellvertretende Vorsitzende des Ortsvereins, Frank Löw, ist selbst Gewerbetreibender in Lechhausen und hat grundsätzlich nichts dagegen, wenn noch mehr Gewerbe nach Lechhausen kommt. „Ich glaube, junge Leute, die sich mit einem eigenen Betrieb selbständig machen, brauchen kleine Gewerbeeinheiten, wie sie etwa in einem mehrstöckigen Gewerbehof angeboten werden könnten. Die meisten fangen doch als „Ein-Mann-Betrieb“ an, die muss eine Kommune fördern!“ In München seien solche teilweise 7-stöckigen Gewerbehöfe längst üblich, das halte er für eine gute Lösung, die Fläche spare, so Löw.
„Schon vor Jahren war es so: Königsbrunn bekam ein Spaßbad, Lechhausen die Müllverbrennung“, merkt SPD-Mitglied Manuel Riebler an. „Es wird Zeit, dass Lechhausen auch mal etwas bekommt, wofür die Augsburger gerne nach Lechhausen kommen!“ Riebler war einige Jahre Betriebsratsvorsitzender bei Ihle und in seiner Brust schlagen zwei Herzen, wie er sagt. „Wenn Ledvance bald schließt, wäre es gut, wenn neue Arbeitgeber zu uns kommen. Aber Lechhausen ist zunächst einmal Wohnstadtteil, wo wir mit unseren Kindern sicher leben wollen, das darf man nicht vergessen!“
„Wenn das Gebiet tatsächlich bebaut werden sollte, dann wünschen wir uns einen neuen lebenswerten Stadtteil, wie ihn die SPD-Bundesbauministerin Barbara Hendricks 2017 für die Baunutzungsverordnung (BauNVO) entwickelt hat, das sogenannte Urbane Gebiet. Also kein reines Gewerbegebiet, sondern Gewerbe, Wohnen, soziale Einrichtungen, Spielen, Naherholung, Fahrradwege – alles neben- und miteinander“, so Vorsitzende Angelika Lonnemann.
Außerdem fordert der Ortsverein, dass der Stadtteil quasi als Ausgleich für weitere Belastungen bei Luft und Verkehr, auch Projekte bekommt, die den Lechhausern das Leben erleichtern. Zum Beispiel einen Bürgertreff, wie es sie etwa in Pfersee oder Hochzoll längst gibt. „Das kann ein Ort sein, der gut mit Bus und Tram erreicht wird, und wo sich Initiativen und Vereine treffen können“, so die stellvertretende Vorsitzende Sibel Altunay. Oder zum Beispiel ein „Schulzentrum Lechhausen“ mit Gymnasium und Realschule sein. Oder ein großes Spaßbad, oder ein Mehr-Generationen-Hochseilgarten im Park, … Während ihres Rundgangs wurde die SPD auch von einem betroffenen Ehepaar angesprochen. „Seit 1942 ist der Kleingarten hier in unserer Familie, den können die uns doch nicht einfach wegnehmen und hier ein weiteres Autohaus hinbauen“, so die Seniorin. Ihr Ehemann fügt an „Hier gibt es schon die Grünflächen, die man an anderer Stelle künstlich schaffen will. Die wilde Siedlung mit ihrem Gartenstadtcharakter muss unbedingt erhalten werden!“